Der Tiger von Sabrodt
Lausitzer Seenlandschaft
Die Leute nannten es Untier und Bestie – ein furchterregendes Wesen, das in den Jahren 1900 bis Anfang 1904 in der nördlichen Oberlausitz Angst und Schrecken verbreitete. Immer wieder riss es zwischen Hoyerswerda und Muskau größeres Wild und soll dabei bis nahe an menschliche Behausungen herangekommen sein. Einmal wollte ein Dorfbewohner in Sabrodt – einem kleinen Ort unweit von Hoyerswerda – in dem Biest sogar einen Tiger erkannt haben. Manche vermuteten daraufhin, es könnte sich um ein entflohenes Zirkustier handeln. Andere dagegen winkten ab und meinten, es wäre sicher nur ein verwilderter Hund, der sich am reichlich gedeckten Tisch der Lausitzer Wälder satt fraß. Wie dem auch gewesen sein mag, seinen Namen hatte der Unhold weg und die Menschen trauten sich allein kaum noch vor die Tür.
Ein aufs andere Mal stellten Jäger der Umgebung dem mysteriösen Ungeheuer nach. Einige saßen Tag und Nacht auf ihren Hochsitzen, legten Köder aus und pirschten geduckt durch den Forst. Doch vergebens – das Tier führte sie immer wieder an der Nase herum. Das Ganze drohte zu einem permanenten Katz- und Mausspiel auszuufern, bis ein vermutlich höherer preußischer Beamter das Jagdrevier bei Hoyerswerda pachtete. Namen sowie Rang hat er uns nicht hinterlassen, dafür seine Aktivitäten. Verbissen stellte er der Kreatur nach und merkte bald, mit wem er es in Wahrheit zu tun hatte.
Er konnte es kaum glauben, denn der Letzte der Gattung Canis Lupus war in der Gegend bereits vor über 50 Jahren erlegt worden. Es handelte sich wahrscheinlich um ein eingewandertes Tier. Das aber war ihm egal. Der Wolf musste weg, koste es, was es wolle! Er machte den Forstbeamten, bis hin zum Königlichen Oberförster ordentlich Dampf und die Hatz begann von Neuem.
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