Der Oberlausitzer Sechsstädtebund wurde 30 Jahre alt

Hoppla, wird jetzt mancher sagen, da hat sich der Autor mit dem Oberlausitzer Sechsstädtebund aber mächtig vertan!
Das stimmt, denn in Wahrheit wird dieser Bund am 21. August 2021 675 Jahre alt. An diesem Tag haben ihn die Stadtväter von Löbau, Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz und Lauben (heute Luban, Pl) in der Konventstadt Löbau gegründet. Ihr Ziel war, den Landfrieden zu sichern und ihre Rechte, vor allem gegenüber dem örtlichen Adel, durchzusetzen.

Löbau

Bautzen

Görlitz

Zittau

Kamenz

Lauban

In den ersten 200 Jahren seines Bestehens entwickelte sich der Oberlausitzer Sechsstädtebund zu einem der mächtigsten Städtevereinigungen in deutschen Landen. Sein Einfluss war enorm, bis es im Jahre 1547 zum Oberlausitzer Pönfall kam. Der böhmische König Ferdinand I. bestrafte die Städte hart, sodass sie in den folgenden Jahrzehnten ihre vorherige Macht nie wiedererlangen konnten. Auch die 1635 erfolgte Übernahme der Oberlausitz in kursächsische Herrschaft änderte daran nichts. Vielmehr ging die Bedeutung des Bundes weiter zurück, als 1815 Teile der Oberlausitz – und damit die Städte Görlitz sowie Lauben – zu Preußen kamen. Der Oberlausitzer Sechsstädtebund nannte sich ab diesem Zeitpunkt nur noch Vierstädtebund. Völlig geltungslos geworden endete er im Jahre 1868.

Oberlausitzfahne auf dem Rathausbalkon

Oberlausitzfahne am Rathauseingang

Am 21. Juni 1991 jedoch erinnerten sich die Stadtväter ebenjener Sechsstädte an ihren alten Bund und gründeten ihn im Konventzimmer des Löbauer Rathauses neu. Über Ländergrenzen hinweg hat er heute einen eher symbolischen Stellenwert. Er steht für gemeinsame Initiativen auf touristischem, kulturellem und sportlichem Gebiet. Und das mit Erfolg, wie Vertreter des Oberlausitzer Bürgerforums unter der Regie von Gerd Münzberg fanden. Zum 30. Jahrestag dieser (Neu)Gründung kamen sie im Löbauer Ratssaal und am Sechsstädtebrunnen zusammen, um an dieses Ereignis zu erinnern.

Oberlausitzfahne am Sechsstädtebrunnen

Der Löbauer Ratssaal – repräsentativer Ausdruck bürgerlicher Selbstverwaltung

Wer den Saal im Löbauer Rathaus betritt, wird anerkennend feststellen, dass er dem Oberlausitzer Sechsstädtebund und seiner Konventstadt würdig ist. Vom September 2015 bis Juli 2016 hat ihn die Stadt für rund 230.000 Euro rekonstruieren lassen. Die Gestaltung folgte dabei der Ursprungsausstattung von 1891. Aus dieser Zeit existierten allerdings nur wenige Dokumente. Deshalb legten die Restauratoren die Bausubstanz behutsam frei und untersuchten sie. Auf diese Weise gelang es ihnen, ursprüngliche Farben an Wänden und Decken sowie die reiche Ornamentik wiederherzustellen. Auch die zu DDR-Zeiten übermalten Engelsfiguren neben den Stadtwappen der Vierstädte erstrahlen heute wieder in ihrer alten Schönheit. Umlaufend mit einer Holzlamperie sowie mit Eichenholztür und Eichenholzfußboden ausgestattet, bietet der Saal Besuchern einen imposanten Anblick. Neben Gästen selbstverständlich auch den Mitgliedern des Stadtrates. In runder Sitzordnung finden sie hier, unterstützt von modernster Kommunikationstechnik, ideale Arbeitsbedingungen vor. 

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