Sachsen – wer wir sind, woher wir kommen

Kommen Sie mit auf Tour durch die Oberlausitz. Schlendern Sie mit mir durch die Innenstadt von Löbau, wandern mit auf den Löbauer Berg oder besuchen unser Napoleonmuseum.

Wir sind weltbekannt – werden hochgeschätzt und manchmal auch verkannt. Doch wen meinen die Menschen, wenn Sie von „den Sachsen“ sprechen?  Der Volksbegriff Sachsen zieht sich quer durch Nord- sowie Mitteldeutschland. Nehmen wir ihn genauer unter die Lupe, erkennen wir Erstaunliches.

Herzogtum Sachsen um 700

Die Stammväter der Sachsen

Woher der Begriff Sachse kommt, wer ihn zum ersten Mal in den Mund nahm, weiß keiner genau. Einige Historiker sagen, die alten Römer hätten ihn als Sammelbezeichnung für im Norden seefahrende Raubscharen genutzt, andere wiederum leiten die Bezeichnung von dem für nordgermanische Stämme typischen Hiebmesser Sax ab. Manches bleibt im Dunkel der Geschichte bzw. wurde durch zahlreiche Kopien der Texte antiker Autoren verfälscht. Verbürgt ist der Sachse seit 356 n. Chr. In jenem Jahr erwähnte der spätere römische Kaiser Julian die Sachsen gemeinsam mit den Franken als „streitbarste Völker am Rhein und am westlichen Meer“. 

Fakt ist auch, und ab hier wird die Geschichte der Sachsen greifbar, dass Sachsen, Angeln und Jüten ab circa 400 n. Chr. vom Südosten her begannen, die Britische Insel zu erobern. Von den Angeln blieb die Bezeichnung Angelsachsen (England) und von den Sachsen zeugen noch heute Landschaftsnamen wie Wessex (Westsachsen), Essex (Ostsachsen), Sussex (Südsachsen) oder Middlesex (Mittelsachsen). Ihre auf dem Festland verbliebenen Volksbrüder dagegen teilten sich auf in Westfalen (etwa das heutige Münsterland), in Engern (östliches Sauerland bzw. östliches Westfalen) sowie in Ostfalen (Gegend um Magdeburg, Braunschweig, Harz). Sie sind, obwohl ihre Sprache dem Altenglischen näher wie dem Althochdeutschen war, die Stammväter der deutschen Sachsen. Einen gemeinsamen König oder Herzog kannten die einzelnen Stämme zu dieser Zeit noch nicht.  

Schönes Niedersachsen - die Urheimat der Sachsen

Lüneburger Heide,
Foto: Ina

Rundlingshäuser im Wendland,
Foto: Udo Krause

Sonnenuntergang über der Jeetzel,
Foto: Maik Richter

Die Sachsen werden Herzogtum

Interessant für uns wird die Geschichte ab den Versuchen der Franken, sich die germanischen Stämme der Sachsen tributpflichtig zu machen. Mitte des 8. Jahrhunderts fiel Pippin der Jüngere mehrfach in das Gebiet der Heiden ein. Aber erst seinem Sohn, Karl dem Großen, gelang es, die Sachsen endgültig in das fränkische Reich einzugliedern. Mehrere zwischen 772 und 804 geführte Feldzüge benötigte der fränkische König, bis er das streitbare Volk im Norden unter seine Krone zwingen konnte. Durch die christliche Taufe ihres Anführers Widukind war außerdem eine wichtige Voraussetzung geschaffen, die Herrschaft Karls über das Volk der Sachsen auf ein einheitliches weltanschauliches Fundament zu stellen. Die Sachsen nahmen es hin und fügten sich fortan, zum Herzogtum erhoben, gut in das Reich ein. Dem sächsischen Adelsstamm der Liudolfinger gelang es ab 919 sogar, über mehrere Generationen die fränkische Königs- sowie römische Kaiserwürde zu erringen. Als Geschlecht der Ottonen sind sie für ewig in die Geschichte der Deutschen eingegangen.   

Wappen Herzogtum Sachsen,
Foto: Martina Berg

Das alte Sachsen wird zerschlagen

Wie die Zeit es nun mal mit sich bringt, ist nichts von ewiger Dauer. Das bekamen auch die Sachsen zu spüren. Anno 1180 zogen dunkle Wolken über ihnen auf, denn Heinrich der Löwe, ihr Herzog, verweigerte seinem Kaiser Friedrich Barbarossa die Heerfolge nach Italien. Daraufhin zerschlug der Kaiser dessen Besitz und teilte ihn auf. Er gab den einzelnen Landesteilen neue Namen, lediglich einem kleinen Gebiet um Wittenberg an der Elbe blieb der Begriff Herzogtum Sachsen erhalten. Und da jedes Ende eine neue Chance ist, war die Zäsur gleichzeitig das Morgenrot am Himmel unseres heutigen Freistaates. Den Neuanfang machte Bernhard von Sachsen, ein Adliger aus dem Geschlecht der Askanier. Er erhielt das Land zum Lehen, erhob das askanische Rautenkranzwappen zum offiziellen Hoheitszeichen seines Landes und durfte ab 1181 den Titel Herzog von Sachsen führen. Allein beim Herzog blieb es nicht, denn seine Nachfolger bekamen ab 1356 von Kaiser Karl IV. zusätzlich die Kurwürde (Recht der Königswahl) verliehen. Ab dem Zeitpunkt durften sich die Herzöge von Sachsen gleichzeitig Kurfürsten von Sachsen nennen.  

Alle aufgereiht: Unsere Landesherren

Fürstenzug in Dresden, Foto: Wolfgang Knoll

Ein Name geht auf Wanderschaft

Die Ursache allerdings, dass wir, die Bürger des heutigen Freistaates, gewöhnlich als „die Sachsen“ angesehen werden, geht auf das Jahr 1423 zurück. Nachdem der letzte männliche Vertreter aus dem Geschlecht der Askanier gestorben war, erhielt mit Friedrich dem Streitbaren ein Wettiner das sächsische Herzog- bzw. Kurfürstentum zugesprochen. Friedrich war Markgraf von Meißen und damit zog der Name Sachsen elbaufwärts und breitete sich allmählich auf alle seine und seiner Nachfolger Besitzungen aus. Die Bewohner des Landes, also unsere Vorfahren, hatten freilich mit den im Nordwesten lebenden Stammesverbänden der (Nieder)Sachsen nichts gemein. Sie waren eher ein gemischtes Völkchen, zusammengesetzt aus hier lebenden Slawen (Sorben) und zugewanderten Hessen sowie Thüringern. Letztere sprachen auch kein Platt. Der heute landläufig als „Sächsisch“ bezeichnete Dialekt geht auf die ostmitteldeutsche Sprache zurück und gehört zur thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe. Eine Ausnahme in der Landesentwicklung stellte die Bevölkerung des Markgraftums Oberlausitz dar. Sie war früher dem Königreich Böhmen angegliedert und kam erst 1635 als Kriegspfand zu Kursachsen.

Unser Königreich Sachsen

Napoleon überquert die Elbbrücke
1806 in Dresden

Unser letzter König
Friedrich August III.

Leipzig Markt 1806
Von der Peterstraße aus gesehen

Vom Königreich zum Freistaat

Als sich Napoleon 1806 anschickte, Europa zu erobern, standen die Sachsen zunächst auf Seiten der Preußen. Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt jedoch wechselte der Kurfürst die Seiten. Zur Belohnung erhob ihn der Kaiser der Franzosen dafür zum König. Das blieb er auch nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813. Sachsen musste zwar über 50 Prozent seines Gebietes an Preußen abtreten, behielt aber seinen Status als Königreich bis ins Jahr 1918. Am 8. November jenes Jahres übernahmen Arbeiter und Soldatenräte die Regierungsgewalt. „Machd eich eiern Drägg alleene“, soll Friedrich August III. gesagt haben, nahm seinen Hut und ging. Die Folge: Aus dem stolzen und hoch industrialisierten Königreich ging, mit der Annahme eines vorläufigen Grundgesetzes, am 25. Februar 1919 der Freistaat Sachsen hervor. Das ist bis heute so geblieben, allerdings mit einer Unterbrechung von 38 Jahren. Die DDR machte aus uns Sachsen die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig. Unseren Namen haben wir deswegen nicht vergessen. Obwohl wir im Grunde gar keine Sachsen sind, haben wir ihn gern angenommen und über die Jahrhunderte verinnerlicht. Wir sind stolz, Sachsen zu sein und tragen das Herz am richtigen Fleck. Wir lieben die Freiheit und unsere Kultur. Genauso achten wir andere und möchten uns niemals über sie erheben. Umgekehrt erwarten wir dasselbe. Dafür werden wir uns nicht nur heute, sondern auch in Zukunft einsetzen.   

Unser schönes Sachsen heute

Erzgebirge

Foto: Astra1960

Elbsandsteingebirge

Foto: Mike Mareen

Zittauer Gebirge

Foto: lotharmahler

Oberlausitz

Foto: Karin Jähne

Vogtland

Foto: fuege01

Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Foto: Arnd Krenz

Sachsen ist reich an großen und kleinen historischen Ereignissen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, speziell Geschichte(n) aus der Oberlausitz aufzuschreiben. Spannend, unterhaltsam und emotional erzählt, sind sie mitten aus dem Leben gegriffen und berichten vom Leben der einfachen Leute in früheren Zeiten. Besuchen Sie dazu bitte auch meine Webseite: arndkrenz.de