Im Gunde waren die jungen Mädchen damals aber nicht anders als heute. Sie hatten Sehnsüchte und Gefühle, die sie schlecht unterdrücken konnten. Legte es einer darauf an, hatte er aufgrund ihrer Unwissenheit leichtes Spiel. So wie Georg, der 19-jährige Sohn des Zittauer Bürgermeisters Augustin von Kohlo. Seinem Vater gehörte das Gut, welches die Familie Otto gepachtet hatte. Durch diesen Umstand kam der „Schöne Görgel“, wie ihn die Zittauer nannten, mit Margarethe in Kontakt. Angetörnt von ihrer Schönheit suchte er ein schnelles Abenteuer, ohne es freilich ehrlich mit ihr zu meinen. Schöngretchen hingegen nahm seine Avancen ernst und ließ sich bis zum Letzten auf ihn ein. Wie ihr geschah und ob das die „große Sünde“ war, begriff sie jedoch nicht. Auch als es in ihrem Unterleib zu rumoren begann, blieb sie ahnungslos. Einige Monate später schließlich, als die „Schande“ das Tageslicht erblickte, spielten ihre Emotionen verrückt. Mutterliebe auf der einen Seite und pure Zukunftsangst auf der anderen kämpften in ihrem Inneren aufs Heftigste. Von der Familie getrieben, verlor am Ende das Gute und sie ließ sich zum Schlimmsten treiben.