Zwerg Gerbod – der ‚Schöpfer‘ der Spree
Die Spree – fast jeder Deutsche (der Ostdeutsche sowieso) kennt diesen wunderschönen, viel bedichteten und besungenen, in der sorbischen Sprache auch Sprjewja genannten Fluss im Ostteil unseres deutschen Landes. Rund 400 Kilometer schlängelt er sich erst durch das Oberlausitzer Bergland, dann durch die Ebenen von Brandenburg und fließt schließlich in Berlin in die Havel.
Zwischen Cottbus und der Bundeshauptstadt verzweigt sich die Spree im Baruther Urstromtal in viele Nebenarme. Hier schenkt sie uns den malerischen Spreewald. Jedes Jahr zieht dieses landschaftliche Kleinod tausende Touristen aus dem In- und Ausland an. Erkunden können sie es mit den zahlreich hier vorhandenen Kähnen und erschmecken mit den leckeren Spreewälder Gewürzgurken und dem extra scharfen Spreewälder Meerrettich.
Ja und für unsere Hauptstädter? – ihnen ist die Spree sogar mehr als ein Fluss! Sie besingen ihn zusammen mit ihrer Stadt in Liedern wie: „Berlin Berlin, du Perle an der Spree“, trällern vom großen und dem kleinen Müggelsee und loben die Stadt überdies kühn als ihr „Spree-Athen“. Für den Berliner ist die Spree schlichtweg identitätsstiftend, ohne sie wäre Berlin einfach nicht Berlin.
Aber fragt einer den Berliner, wo denn sein sinnstiftendes Flüsschen aus der Erde sprudelt, erntet er vielfach ein Schulterzucken oder bekommt zur Antwort: „Na im Spreewald – wo sonst?“ Dabei könnte es für die Berliner gut sein zu wissen, wer ihnen im Ernstfall das Wasser abdrehen könnte. Es sind wir – die Oberlausitzer!
Aber wir sind gutmütige Leute und würden auf solch eine Idee niemals kommen, auch wenn es in einem Spruch bei uns scherzhaft heißt:
„Wull mer die Berlinschen fuppm, do tu mer do n Quaal verstuppm.“
Doch genau genommen müssten wir drei Quellen dicht machen, wollten wir die Berliner verdursten zu lassen. Das jedenfalls hat 1887 der preußische Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke anhand alter Militärlandkarten festgestellt.
Da wäre zum Ersten die Quelle in Ebersbach.
Hier erblickt der Fluss im historischen Spreeborn das Licht der Welt. Dieser Brunnen beherbergt die älteste geschichtlich belegte Spreequelle.
Und da die Preußen wussten, wer sie mit Wasser versorgte, spendete der alte Preußenkönig Fritz gleich 50 Taler für den Bau eines hölzernen Brunnenhäuschens mit Zwiebeldach. 1848 musste es jedoch wegen Baufälligkeit abgerissen und durch eine einfachere Holzkonstruktion ersetzt werden. Als auch diese nicht mehr stehen bleiben konnte und die Gemeinde zum Neubau keine Mittel besaß, gründeten einige Bürger den Spreequellverein. Dieser sammelte Geld und errichtete über der Quelle einen gusseisernen achtseitigen Pavillon. Noch heute steht er dort und wird liebevoll von den Ebersbachern gepflegt. Neben den preußischen und sächsischen Hoheitszeichen trägt er er auch die Wappen der an der Spree gelegenen Städte und eine Tafel zum Gedächtnis an den Feldmarschall von Moltke.
Spreequelle Ebersbach, Wikipedia Mike Krüger
Eine weitere Quelle liegt am Eingang des Neugersdorfer Bades.
Schmiedeeisern umfasst gilt sie als die ergiebigste der drei Quellen und wurde im Jahre 1926, gleichzeitig mit dem Bau des Neugersdorfer Spreequellbades, von ihrem früheren Standort, der heutigen „Spreequellstraße“, verlegt und 1996 umfassend restauriert. Von dieser Stelle aus fließt der Quell den Spreegraben entlang und weiter unten lediglich 50 m am Ebersbacher Spreeborn vorbei.
Spreequelle Neugersdorf Wikipedia Mike Krüger
Die dritte Quelle nehmen die Eibauer für sich in Anspruch.
Sie sprudelt aus einer Nische, die als Buchenborn bekannt ist, am Westhang des Kottmar hervor. Zwerg Gerbod, der einstige Wald- und Wildhüter des Kottmarwaldes, soll an dieser Stelle seinen Speer in die Erde gerammt haben. Justament kam ein munterer Quell hervorgeschossen der sich ein Stück weiter unten mit zwei anderen Rinnsalen zur Spree vereinigte.
1921 errichtete die Gemeinde Eibau um diesen mit Rotbuchen umsäumten Born eine halbkreisförmige Phonolithsteinmauer zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Männer des Gebirgsvereins „Lusatia“. Diese Anlage ist im Jahre 1957 erneuert und mit einer Steinplatte, die den Flusslauf der Spree darstellt, erweitert worden. Wer einen Ausflug dahin vorhat, stellt sein Fahrzeug am besten auf dem Parkplatz Spreequelle in Walddorf ab. Von da aus sind noch rund 700 Meter per pedes zu überwinden. Angekommen sollte man es dann ruhig einmal probieren und mit Leibeskräften nach dem Zwerg Gerbod rufen. Manchmal lässt er sich den Anwesenden sehen und tauft sie anschließend mit dem Wasser der frisch geborenen Spree.