Das Gewissen soll frei sein und nur Gottes Wort gelten. Standhaft und ohne Widerruf verbrannte Jan Hus vor über 600 Jahren für seine Ideale auf dem Scheiterhaufen. Der Zorn darüber löste einen Orkan aus. Als direkter Nachbar Böhmens litt auch unsere Oberlausitz darunter. Die einstigen Stürme sind verebbt – das Vermächtnis des Jan Hus lebt weiter.
A. Krenz
Jan Hus – Theologe, Philosoph und Reformer
Es muss um das Jahr 1370 gewesen sein, da kam Jan, wie sein Nachname schon sagt, in Husinec im heute tschechischen Bezirk Prachatice zur Welt. Als junger Mann begann er ein Studium der freien Künste an der Karlsuniversität in Prag. Richtig bekannt wurde er allerdings erst, nachdem er von 1389 bis 1400 erneut in Prag studierte, diesmal im Fach Theologie. Als Priester geweiht entwickelte sich Hus zum Theologen, Philosophen und Reformer. Die Uni machte ihm zum Dekan und Professor. Zwischen 1409 bis 1410 war er sogar deren Rektor. Begeistert von den Lehren des Oxforder Theologen John Wyclif predigte er fortan für die Freiheit des Gewissens, die Absage der Kirche von weltlichen Gütern und erkannte einzig die Bibel als Autorität an. Derartige Ansichten provozierten die Kurie, welche in Glaubensfragen allein den Papst für zuständig hielt.
Sie belegte Hus mit dem Kirchenbann und zitierten ihn 1414 schließlich vor das Konzil in Konstanz. Trotz freier Geleitzusage des römisch-deutschen Königs Sigismund sperrte man ihn ein. Er sollte offiziell widerrufen und vom ketzerischen Tun ablassen. Genau das tat Jan Hus nicht. Daraufhin verurteilte ihn die Vollversammlung am 6. Juli 1415 zum Tode. Zusammen mit seinen Schriften verbrannte Jan Hus am Nachmittag desselben Tages in Konstanz auf dem Scheiterhaufen.
Eine Protestbewegung entsteht
Schon zu Lebzeiten gelang es Jan Hus, sich in die Herzen der Menschen zu predigen. Seine Ideen lebten weiter und die Mehrheit der Bevölkerung Böhmens empfand den Konstanzer Schuldspruch als Schmach. Dabei handelte es sich nicht nur um einfache Leute, auch viele Adlige befürworteten die husschen Streitschriften. Unter anderem, weil sie gegen den irdischen Besitz der katholischen Kirche polemisierten und somit die weltliche Macht der Kirchenfürsten infrage stellten. Aus den Anhängern von Jan Hus entstand eine breite Reformbewegung, deren Angehörige landläufig als Hussiten bezeichnet wurden. Intern verfolgten die einzelnen Strömungen jedoch unterschiedliche Ziele. Bedeutsam waren zum einen die Kalixtiner (lat. calix – der Kelch), die ihren Namen aus der Forderung nach Darreichung des geweihten Kelches an jedermann ableiteten. Zum anderen gab es die Taboriten. Sie waren der radikalere, militante Flügel der Hussiten und lehnten fast alle kirchlichen Zeremonielle, mit ihnen das Priesteramt, ab.