Seit über 60 Jahren wird in Bautzen Senf produziert. Seit elf Jahren widmet die Stadt an der Spree ihrer kulinarischen Sehenswürdigkeit sogar ein eigenes Festival.
F. Springer
Sie sind einmalig in Deutschland: die Bautzener Senfwochen. Vom 16. August bis zum 11. September 2016 präsentieren sich in Bautzen wieder etwa 20 Kneipen und Restaurants mit eigenen und ungewöhnlichen Kreationen rund um die gelbe Würzpaste. Mindestens drei zusätzliche Gerichte mit Bautz’ner Senf nehmen die teilnehmenden Gastronomen dafür in ihre Karten auf, in Speise- genauso wie in Getränkekarten.
Neben Vorspeisen und Hauptgerichten sind Senfcocktail und -eis mit Sicherheit die wunderlichen Exoten des Festivals und verlangen neugierigen Senf-Fans wahrscheinlich einiges an Überwindung ab. Doch es lohnt sich, denn die Bautzener sind stolz auf ihren größten Exportschlager und geben sich besondere Mühe, ihn bei Besuchern und Touristen im besten Licht zu präsentieren.
Schließlich gilt es, den Ruf des „Bautz’ner Mittelscharf“ als einer der beliebtesten Senfsorten der Republik zu verteidigen: über rund 30 Prozent Marktanteil verfügt der Bautz’ner deutschlandweit. Ganze 70 Prozent aller Ostdeutschen greifen beim Einkauf zum Mittelscharfen aus Bautzen.
Und das kommt nicht von ungefähr: schließlich hat die Senfherstellung in Bautzen Tradition. 1953 wurde im VEB Lebensmittelbetriebe Bautzen in der Äußeren Lauenstraße das erste Mal Senf produziert. Dabei kam ein besonderes Mahlverfahren zum Einsatz, das dem Bautz’ner bis heute seinen besonderen Geschmack gibt. „Schnell wurde die Sorte Bautz’ner mittelscharf zum beliebtesten Senf der DDR“, berichtet Manfred Lüdtke. Als Mitglied des Bautzener Altstadt Tresen, der Vereinigung Bautzener Gastronomen ist er Mitorganisator der Senfwochen und gewissermaßen Senffachmann: „Senf wird schon seit über 3000 Jahren pur auf Brot gegessen oder zur Verfeinerung von Gerichten verwendet.“, berichtet er. „Er war das erste scharfe Gewürz für jedermann und auch in der DDR immer verfügbar.“
Weniger bekannt ist, dass Senf Speisen nicht nur Raffinesse verleiht, sondern sie gleichzeitig auch bekömmlicher macht: im 4. Jahrhundert v. Chr. war Senf in Griechenland vor allem als Heilmittel bekannt. So kann ein Fußbad aus gemahlenen Senfkörnern etwa Schnupfenbeschwerden lindern.
Das Senfkorn, der Samen einer wilden Kohlart selbst ist übrigens nicht scharf. Seinen typschen Geschmack entwickelt Senf erst durch das Zerstoßen und das anschließende Mischen mit Flüssigkeit, das Maischen.
Wer mehr über die berühmte Würzpaste erfahren will, wird übrigens auch außerhalb des Senffestivals in Bautzen fündig: Im Senfladen auf dem Bautzener Markt können ganzjährig verschiedenste Senfsorten verkostet und gekauft werden. Außerdem sind hier zwei mannshohe Steinguttöpfe, die einst dem Gären der Senfmaische dienten und eine tonnenschwere Senfmühle aus Stein ausgestellt.