Wer kennt sie nicht, Hänsel und Gretel, die Hexe, das Knusperhäuschen und die Verlockung, vom süßen Pfefferkuchendach zu naschen? Wie kein anderes zeigt dieses Märchen, welche Begehrlichkeiten die Menschen in früheren Zeiten mit Lebkuchen verbanden. Ein außergewöhnliches Museum in Weißenberg weiß einiges darüber zu erzählen.
Lebkuchen in verschiedenen Arten und Formen
Ob beim Bäcker oder auf Jahrmärkten, Lebkuchen werden immer gern gekauft. Sie schmecken nicht nur gut, sondern sind auch etwas fürs Auge. Überall auf der Welt gibt es sie in den unterschiedlichsten Formen und Ausführungen. Im deutschsprachigen Raum kennen wir sie hauptsächlich in ausgestanzten Formen als Leb- oder Pfefferkuchen: beispielsweise als Lebkuchenherzen mit liebevollen Zuckergussaufschriften, ausgeschnitten als Hänsel und Gretel, als Hexe sowie in vielen anderen Variationen. Auch regional werden Leb- oder Pfefferkuchen in verschiedenen Arten angefertigt. Beliebt und bekannt kommt uns das süße Gebäck mal als Nürnberger Lebkuchen, als Aachener Printe, Bentheimer Moppen, Pulsnitzer Pfefferkuchen bzw. Mecklenburger Pfeffernuss entgegen, um nur einige Varianten zu nennen. Sehr beliebt und zum Verschenken geeignet sind ebenso Lebkuchen- oder Pfefferkuchenhäuschen. Namentlich als Hexen- oder Knusperhäuschens zieren sie oft jahrelang Küchen, Stuben und andere Räume. Doch egal in welcher Ausführung, eines haben alle diese Leckereien gemeinsam: sie enthalten viele Süßungsmittel. Traditionell wird Honig verwandt, es können allerdings auch diverse Zuckerarten sein. Außerdem werden braune Lebkuchen mit viel Mehl hergestellt und sind meist kräftig gewürzt. Typische Zutaten sind: Pfeffer, Anis, Ingwer, Koriander Kardamom, Fenchel, Muskat Piment, Nelken und Zimt.
Vom Honig- zum Pfefferkuchen
Vom sogenannten Honigkuchen wussten bereits die Menschen in der Antike zu berichten. In deutschen Landen wurde das Gebäck jedoch erst im 13./14. Jahrhundert bekannt. Zunächst waren es Nonnen und Mönche, die die süßen Leckerbissen in ihren Klöstern herstellten. Sie taten das nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern genauso zu anderen Anlässen. Besonders liebten sie es, den süßen brauen Kuchen zu starkem Bier zu servieren. Später eroberte die Herstellung von Pfefferkuchen Stück für Stück auch normale Backstuben. Zunächst waren es Bäcker in größeren Städten, insbesondere an Handelsknotenpunkten, die Lebkuchen feilboten. Schließlich benötigten sie für die Fertigung dieses Gebäcks seltene Gewürze, die in der Regel nur dort zu haben waren. Wegen der eigenen Herstellungsweise und steigenden Beliebtheit entstand im Mittelalter bald der spezielle Beruf des Lebküchlers bzw. Lebzelters. In vielen deutschsprachigen Regionen nannten ihn die Leute auch Pfefferküchler. Ein Handwerk, das noch zu DDR-Zeiten ein eigenständiger Ausbildungsberuf war.
Ein Museum der besonderen Art
In der Oberlausitz hießen die Lebkuchenbäcker seit alters her Pfefferküchler. So auch in Weißenberg, wo seit dem 17. Jahrhundert die Familie Opitz in langer Familientradition dieses Handwerk betrieb. Der letzte seiner Zunft, Paul Opitz, hing 1937 sein Pfefferkuchenhandwerk an den Nagel. Aufgrund der starken industriellen Konkurrenz war das Geschäft unrentabel geworden und es fand sich, trotz der guten Lage direkt am Markt, kein Nachfolger. Schade eigentlich, denn die Bäckerei selber existierte an diesem Ort bereits vor dem 30-jährigen Krieg. Im Letzteren allerdings brannten die Schweden es ab und das Haus musste neu aufgebaut werden. Dabei drehte man das Gebäude um 45 Grad. Aus dem einfachen giebelständigen Fachwerkhaus, machten die Besitzer ein zum Markt hin traufständisches Fachwerkständerhaus. Dankenswerterweise erhalten geblieben, und noch heute zu besichtigen, sind Keller sowie der darüber liegende altdeutsche Backofen der ursprünglichen Bäckerei.
Nachdem die Familie Opitz ihr Geschäft aufgegeben hatte, erhielt die Stadt Weißenberg das Anwesen samt Inventar. Am 14. September 1941 eröffnete sie hier das Museum „Alte Pfefferküchlerei“. Zwischen 1945 und 1959 musste das Gebäude zwar als Wohnhaus herhalten, die Stadt konnte es aber 1961, um die frühere Scheune im Hinterhof erweitert, wiedereröffnen. Zwischen 1986 und 1990 erfolgte nochmals eine umfassende bauliche Sanierung, sodass Besucher die Räumlichkeiten des Museums in originaler Struktur sowie Einrichtung besichtigen können. Die Ausstellung gilt heute als einziges gleichwohl authentisches Zeugnis des ehemaligen Handwerks der Pfefferküchlerei.
Anschrift:
Museum "Alte Pfefferküchlerei"
August-Bebel-Straße 3
02627 Weißenberg
Tel.: 035876 40 42 9
Fax: 035876 40 42 9
Mail: info@museum-weissenberg.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 - 12 Uhr und 13 - 16 Uhr
Sonnabend/Sonntag: 14 - 16 Uhr
Gruppenbesuche bitte anmelden!
Museumsimpressionen
[masterslider id=“8″]