Fortsetzung
überwiegend herzlich zu. Ein randvoll mit Wein gefüllter Pokal ging reihum, denn die Ratsherren hatten allen Grund, zufrieden zu sein. 1355 nämlich ernannte Karl IV. die Städte zu Hütern des Rechts, der Ordnung und des Friedens im ganzen Land und gab ihnen die Vollmacht, in seinem Namen die Acht zu verhängen. Die Justiz des Landesherrn lag de facto in den Händen der Sechsstädte. Sie waren mächtiger denn je, auch der örtliche Adel hatte sich ihnen unterzuordnen. Gemeinsam jagten die Städte Verbrecher, sie durften Femegericht halten und schwere Straftaten ahnden, für die die niedere Gerichtsbarkeit nicht zuständig war. Parallel ging es wirtschaftlich gut voran. Kontinuierlich erweiterten die im Bund vereinten Städte ihre Weichbilder, Handel sowie Handwerk gediehen prächtig. Das Jahr 1547 allerdings setzte dem Ganzen ein vorläufiges Ende. Der Böhmische König Ferdinand I. zürnte ihnen, wegen angeblich nicht erbrachter Waffenhilfe während des Schmalkaldischen Krieges. Er zitierte Bürgermeister und Ratsherren der Sechsstädte nach Prag, erkannte ihnen alle Vorrechte ab und verdonnerte sie zur Zahlung erheblicher Strafgelder. Zwar erhielten die Oberlausitzer Städte ihre Privilegien bald wieder zurück und konnten ihre wirtschaftliche Kraft festigen, ihre alte Macht und Stärke erreichten sie jedoch nie mehr.
Ehemaliger Gasthof Goldener Löwe
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Oberlausitzer Sechsstädtebund – alles vorbei oder doch nicht?
Der Wiener Kongress 1815 beendete nach 469 Jahren die Existenz des Oberlausitzer Sechstädtebundes. Nach langen Verhandlungen unterzeichneten die Teilnehmer des Kongresses eine Schlussakte, nach deren Bestimmungen Sachsen als ehemaliger Verbündeter Napoleons weite Teile seines Gebietes an Preußen abtreten musste. Das betraf unter anderem die gesamte Nieder- und Teile der Oberlausitz. Die nunmehr an Preußen gehenden Städte Lauban (Luban) und Görlitz schieden aus dem Sechsstädtebund aus. Zwar schrieben und sprachen die Menschen in Sachsen noch lange Zeit von den sogenannten „Vierstädten“, wirtschaftlich und justiziabel relevante Funktionen hatten diese aber nicht mehr zu erfüllen. Trotz allem war der legendäre Oberlausitzer Sechsstädtebund im Gedächtnis der Nation nicht totzukriegen. Immerhin durfte er für sich verbuchen, als das am längsten existierende deutsche Städtebündnis zu gelten.
Der Bund wird zu neuem Leben erweckt
Nachdem der Eiserne Vorhang in Europa gefallen war, dachten deshalb die Sechsstädtebürger laut darüber nach, den Bund wiederzubeleben. Dass eine Stadt (Lauban/Luban) mittlerweile komplett und eine (Görlitz/Zgorzelec) halb zu Polen gehört, durfte dabei kein Hindernis sein. Die Gunst der Stunde nutzend, sollte es nicht beim Nachdenken bleiben und so trafen sich die Bürgermeister der Sechsstädte 1991 anlässlich des 770-jährigen Jubiläums ihrer alten Konventstadt kurzerhand wieder in Löbau und hauchten dem Bund neues Leben ein. Genau genommen besteht dieser, einschließlich Zgorzelec, jetzt aus 7 Städten. Mit Initiativen auf den Gebieten Kultur, Sport und Tourismus wirken diese gemeinsam für eine attraktive Region. Ein herausragendes Beispiel für gelebte Heimatgeschichte ist auch der Tag der Oberlausitz. Er findet jedes Jahr am 21. August, dem Jahrestag der Gründung des Sechsstädtebundes, statt. Rund um diesen Tag gibt es an verschiedenen Orten zahlreiche Veranstaltungen. Auf ihnen finden Deutsche, Sorben und Polen zusammen, um an Traditionen sowie die Geschichte der Oberlausitz und des Sechsstädtebundes zu erinnern. Zwei Länder, drei Sprachen und ein Bund machen sich stark für das Zusammengehen in einer Region. Sie setzen sich ein für Wachstum und Erfolg, damit die Menschen bleiben und auch noch in 100 Jahren friedlich hier leben können.
Sechsstädtebrunnen auf dem Löbauer Markt
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Bilder Titel:
Rathaus Zgorzelec: Paawlus
Rathaus Bautzen: Stephan M. Höhne
Rathaus Kamenz: Paul T. (Bunther Tschuch)
Rathaus Zittau: Michael Kreibohm
Rathaus Lauban: Pankrzystoff
Ich bin in Oberlausitz geboren und aufgewachsen. Es bewundert mich immer wieder das Oberlausitz so eine fantastische Geschichte hat.
Lg Imelda