Supermarktketten versprechen es in großen Lettern: „Unsere Kunden erkennen gutes Brot an ausgefeilten Rezepturen, am Geschmack und am niedrigen Preis.“ Wunderbar denkt mancher, alles an einem Ort, alles billig, alles in hoher Qualität. Und der gute alte Bäcker um die Ecke – muss er sein Handwerk an den Nagel hängen?
A. Krenz
Traditionelle Handwerkskunst bürgt für gute Qualität
Um es vorwegzunehmen: Wir Verbraucher bitten ihn inständig, das nicht zu tun! Was uns Supermarktketten nämlich gern verschwiegen ist die Tatsache, dass sie ihre Backwaren am Fließband herstellen. Also industriell, irgendwo an einem fernen Ort, mit Automaten, nach vorgegebener Zeit. Sie verwenden Fertigmischungen und künstliche Enzyme. Nicht selten werden die Produkte eingefroren, in den Märkten aufgetaut und aufgebacken. Für den Einkauf zwischendurch mag das genügen. Doch wer wirklich gutes Brot haben will, muss zum Meister gehen. Nur er ist in der Lage, dem Brot eine Seele einzuhauchen. Statt Trockenkulturen setzt er den Natursauerteig noch selber an. Ein individueller, zeitaufwendiger Prozess, der allein für sich eine gehörige Portion Erfahrung braucht. Zusammen mit dem Backvorgang entstehen Brote und Brötchen, die sich von Qualität und Geschmack in beträchtlicher Weise vom Einheitsback der Discounter abheben. Bild Brot geschnitten Nicht zuletzt auch deswegen, weil herkömmliche Bäcker bei ihren Fertigungsmethoden hauptsächlich naturbelassene Zutaten einsetzen. In altmeisterlicher Tradition bürgen sie mit der Ehre des Handwerks für ihre Produkte.
Bäcker – ein Beruf mit Leidenschaft
Grundlage für gute Handwerksarbeit ist eine solide Ausbildung. Junge Menschen, die den Beruf des Bäckers erlernen, dürfen mit Recht stolz sein. Sie haben sich für eines der ältesten Gewerbe der Menschheitsgeschichte entschieden. Noch im Mittelalter unterteilte man das Bäckerhandwerk in Zucker-, Pfefferkuchen-, Weiß- sowie Schwarzbäcker. 1752 machte der preußische König damit Schluss. Seither existieren in Deutschland nur noch 2 dieser artverwandten Berufe: der Bäcker und der Konditor. Dass sie nahe beieinander liegen, beweist ein kurzer Blick auf das Ausbildungsprofil des Bäckers. Während der 3-jährigen Ausbildung erwerben die Azubis technische und verkäuferische Fähigkeiten und lernen wie Backwaren hergestellt werden. Zusätzlich weisen sie Meister des Faches in die Geheimnisse der Herstellung von Süßspeisen, Torten und Desserts ein. Geeignet ist der Beruf sowohl für Mädchen als auch für Jungen. Allerdings sollten Bewerber nicht nur einen exzellenten „Riecher“ sowie Geschmack mitbringen, sondern ebenso die Leidenschaft, anderen mit ihrer Arbeit von Angesicht zu Angesicht Freude zu bereiten.
Eine starke Innung für starke Bäcker
Nach ihrer Ausbildung legen die Lehrlinge eine Gesellenprüfung ab. Diese Aufgabe übernimmt im Wesentlichen die Bäckerinnung. „Erfreulich“, so deren Obermeister Michael Bachmann, „dass sich wieder mehr Jugendliche für den Beruf des Bäckers interessieren“. Nach den Ursachen befragt, antwortet er: „Das liegt zum einen an der wachsenden Akzeptanz örtlicher Bäckereien, zum anderen an der Imagewerbung, wie beispielsweise der Teilnahme am Insidertreff in der Messehalle Löbau.“ Darüber hinaus hat die Interessenvertretung selbstverständlich große Bedeutung für ein starkes Bäckerhandwerk. Erst im Januar dieses Jahres haben sich die Innungen Niederschlesien sowie Löbau-Zittau zur Bäckerinnung Oberlausitz / Niederschlesien zusammengeschlossen. 44 Meisterbetriebe sind dort Mitglied. Im gegenseitigen Austausch sowie der Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern wollen sie Discountern und Handelsketten die Stirn bieten. Dass sie darin gut sind, kann auch die IQBack, eine deutschlandweite Sachverständigenorganisation zur Prüfung von Backwaren, bestätigen. Viele Oberlausitzer Meisterbetriebe erhielten von ihr gute bis sehr gute Bewertungen.
Immer einen Besuch wert – der Bäcker um die Ecke
Das alles ist vielleicht ein Grund mehr, dem Bäcker um die Ecke mal wieder einen Besuch abzustatten. Nicht allein frisches Brot oder Brötchen, wie wir sie von früher kennen, sondern auch das beliebte „Himmelreich“ und in der Vorweihnachtszeit hausgemachter Stollen warten dort auf dankbare Abnehmer. Freundlichkeit, einen kleinen Schwatz sowie das wunderbare Feeling, in einer echten Bäckerei zu stehen, gibt es gratis dazu.