Markant, fast wie ein Denkmal, überragt er in unverwechselbarer Form die flache Umgebung. Aus allen Himmelsrichtungen kann man ihn aus der Ferne als Wahrzeichen seiner Stadt erkennen – den Löbauer Berg.

Rein nüchtern betrachtet ist der 448 Meter hohe sattelförmige Doppelberg nicht allzu groß. Er ist der Rest eines erloschenen Vulkans, welcher auf einer Fläche von 3 Quadratkilometern im Gipfelbereich das größte quellkuppenartige Basaltvorkommen Ostsachsens aufweist und einen üppigen Mischwaldbestand sein Eigen nennt. Emotional gesehen ist er für die Oberlausitzer und die Bewohner Löbaus allerdings viel mehr.

In obersorbischer Sprache heißt der Berg Lubijska Hora. Er hat zwei Erhebungen: den Löbauer – und den Schafberg. Das Massiv entstand im vulkanisch aktiven Miozän, einer Unterperiode des Tertiär (neu Neogen). An zwei Stellen tat sich damals die Erde krachend auf und schleuderte glühende Lava gen Himmel. Dieses Schauspiel wiederholte sich in hunderten von Jahren und ein basalthaltiges Magmatit türmte sich Meter für Meter in die Höhe. Das basaltische Magma erkaltete im Laufe der Zeit, während es drinnen weiter brodelte. Nur langsam kühlte das zähflüssige Basaltgestein ab, bis es erstarrte und dem Berg inneren Halt gab.

Noch runde 20 Millionen Jahre vergingen, bis der Berg seine heutige Form erhielt. Ständige Klimaschwankungen im Känozoischen Eiszeitalter brachten es vor etwa 400.000 Jahren mit sich, dass Eismassen in der Elster-Kaltzeit bis in hiesige Gegend gelangten. Sie bedeckten den Berg und hobelten dessen Spitzen ab.

Nachdem das Eis in nördliche Richtung zurückgegangen war, hinterließ uns ein drastisch verändertes Flächenbild: die heutige Oberlausitzer Hügel- und Teichlandschaft. Das Klima erwärmte sich und auf nährstoff- sowie basenreichen Böden wuchsen ausgedehnte Buchen– und Eichenwälder. Vor etwa 40.000 Jahren kamen, wie ein einzelnes Fundstück bei Bautzen vermuten lässt, die ersten Menschen, nämlich Neandertaler, hierher. Ihnen folgten vor 12.000 – 6.000 Jahren v. Chr. Steinzeitmenschen. Zu einer direkten Besiedlung ist es allerdings erst in der späten Bronzezeit 1.100 v. Chr. gekommen. Davon zeugen Siedlungsreste auf dem Schafberg. Diese Anlage existierte jedoch nur 100 Jahre, dann zog es deren Bewohner hinunter in die Ebene.

Zwar war die heutige Oberlausitz in der beginnenden Eisenzeit (Billendorfer Kultur) bis 500 v. Chr. noch stark besiedelt, danach verließen die Menschen die Gegend. Für die nächsten 700 Jahre war sie wahrscheinlich menschenleer. Erst 200 – 400 n. Chr. gelangten Germanen hierher, Ob sie jemals den Berg besuchten, ist unklar, denn Fundstellen germanischer Besiedlung sind mehr im Raum Bautzen und Kamenz ausgemacht worden. Doch auch die Germanen zogen weiter und die Gegend blieb lange Zeit unbewohnt. Während der Völkerwanderung im 7. Jahrhundert kamen schließlich Slawen in die Region und ließen sich unter anderem in der Nähe des Doppelberges nieder. Sie begannen ihn wirtschaftlich zu nutzen, beispielsweise zur Holzgewinnung, für die Zeidlerei (Honigsammeln) und die Pelztierjagd.

Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts, strömten thüringische und fränkische Siedler ein, nahmen Land und gründeten Ortschaften. Nachdem 1221 Löbau als Opidum Lubaw in Erscheinung trat, erhielt der Berg – und zwar der der Stadt zugewandte Gipfel – endlich einen Namen. Der andere, mit seinen 450 Metern sogar höhere Gipfel, bekam vom Volksmund die Bezeichnung Schafberg verpasst, was eindeutig auf eine weidewirtschaftliche Nutzung hinweist. Da der Berg ebenso als Stein- sowie Holzlieferant herhalten musste, ragten die zwei Kuppen bald kahl aus der Landschaft heraus. Selbst mit Bergbau versuchten es die Löbauer, stellten diesen aber mangels Ertrag bald wieder ein.

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Der Rat ließ Bäume anzupflanzen und stellte einen Bergförster an. Der konnte bald vermelden, dass große Teile der Bodenfläche mit kräftigen Fichten, Kiefern und Buchen bedeckt waren: Im Jahre 1842 185 und rund 50 Jahre später bereits 251 Hektar. In den folgenden Jahren schritt die Entwicklung hin zur touristisch-regenerativen Nutzung fort. 1961 ist der Löbauer Berg wegen seiner Naturvielfalt als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Er gehört heute zu den artenreichsten Bergen der Oberlausitz und besitzt eine Reihe sehenswerter Natur- sowie Baudenkmale. Darunter eine Welteinmaligkeit: Der 1854 vom Bäckermeister Friedrich August Bretschneider erbaute gusseiserne König-Friedrich-August-Turm.

An den Hängen des Berges wachsen diverse Nadelgehölze, dazu Buchen Eichen, Linden, Eschen und Ahornbäume. Sie alle bilden ein hervorragendes Wald- und Bergensemble mit einer vielfältigen Pflanzenwelt, die auf nährstoffreichen Böden beste Lebensbedingungen hat. Ebenso findet man im Bergrevier zahlreiches Niederwild sowie hunderte Insekten-, Käfer- und Schmetterlingsarten. Sorgsam gepflegte Wege, darunter ein beschilderter Naturlehrpfad und mehrere Rundstrecken, laden Menschen in jeder Jahreszeit zu einer stressfreien Entdeckertour ein