Außer den Fastentüchern bilden Werke der bildenden und angewandten Kunst vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart Schwerpunkte der Sammlungen. Sie alle weisen einen Bezug zu Zittau und zur Südlausitz auf. Neben sakraler mittelalterlicher Plastik gehören über 900 Gemälde dazu, ebenso Aquarelle und Handzeichnungen hauptsächlich des 18.–20. Jahrhunderts, Grafik, Keramik, Glas, Zinn und eine große Möbelkollektion. Weitere Sammlungskomplexe bilden Münzen und Waffen sowie der neben Bautzen bedeutendste Bestand zu Volkskunde und Volkskunst der Oberlausitz, ferner Zunft- und Rechtsaltertümer und Zeugnisse der Begräbniskultur. Auch die Ur- und Frühgeschichte und die Geologie sind mit wertvollen Objekten vertreten. Als Geschenk eines Kölner Sammlers steht den Fastentüchern eine einzigartige Sammlung zum Motiv des Kreuzes zur Seite, eine Zusammenstellung künstlerischer Meisterwerke von Albrecht Dürer bis Salvador Dalí.
Seit seiner Entdeckung unter neun Tüncheschichten stellt der „Zittauer Jungbrunnen“ aus dem mittleren 15. Jahrhundert einen weiteren Anziehungspunkt im Museumsareal dar. Im Obergeschoss des einstigen Klosters konnte während der jüngsten Restaurierungsarbeiten ein großes Wandbild dieses Themas aufgedeckt werden – es ist nördlich der Alpen ohne Vergleichsbeispiel. Es handelt sich dabei um die Wiedergabe eines uralten Sehnsuchtsmotivs: Dargestellt ist ein Brunnen, dessen Wunder wirkendes Wasser ewige Jugend und damit auch ewige Liebe verheißt. Dabei zeigt das Zittauer Bild eine große Zahl von Fortbewegungsmitteln wie Wagen, Sänften, Schubkarren und Tragekörben, in denen Alte und Kranke zum bereits völlig überfüllten Brunnen gebracht werden. Selbst ein Königspaar und ein Nonnenkonvent befinden sich unter den Badegästen. Mit sicherem Strich auf die Wand gezeichnet und mit wenig Farbe ausgemalt, stellt der „Zittauer Jungbrunnen“ eine einzigartige Variante des berühmten Themas dar – allerdings sind viele Fragen noch offen, seine Geheimnisse sind noch längst nicht alle gelüftet.
Um Wunderliches und Wunderbares geht es auch in der wieder erstandenen Zittauischen Wunderkammer: Im prächtigen Barocksaal des Heffterbaus im Museumskomplex sind zum 300. Geburtstag dieses Raumes 2009 die einstigen Schätze wieder zurückgekehrt. Dazu gehören neben wertvollen Kunstwerken, Globen, Messgeräten, archäologischen Funden auch etliche Kuriositäten und Raritäten. Prächtige Handschuhe mit aufgestickten Reitern in Türkentracht und ein mit Gold verziertes Gebetsbuch stammen aus den Türkenkriegen und wurden 1683/1684 im heutigen Ungarn und in Wien erbeutet. Ein ausgestopfter menschlicher Arm, der nach einer Überlieferung von einem Gewaltverbrecher oder Brandstifter stammt, belegt die Präparierkunst des 17. Jahrhunderts. Aus naturkundlichem Interesse wurde 1704 auch ein im nahen Gebirge gefangener Luchs in Lebensgröße gemalt. Ein ungewöhnliches Zeugnis Zittauer Geschichte ist der originale Schädel des Nikolaus von Dornspach, des wichtigsten Bürgermeisters in der Renaissancezeit. Seine Gruft war 1757 bei der Bombardierung Zittaus eingestürzt. Man entnahm dann den Schädel und ein Nachkomme schenkte ihn 1857 zur Präsentation im Schausaal des Heffterbaus.
Viele weitere Preziosen, eine Tischuhr aus dem 16. Jahrhundert, ein großes Schiffsmodell von 1774, chinesische und japanische Altärchen – vor 300 Jahren der größte Stolz der Sammlung –, aber auch ein Kinderbildnis des sächsischen Kurprinzen Friedrich August oder ein Monumentalbild der „Vertreibung der Hagar“ des gleichfalls für den Dresdner Hof tätigen Christian Ernst Wilhelm Dietrich genannt Dietricy gehören zu den Preziosen.
In vielfältiger Weise gilt auch heute noch der einstige Ruf Zittaus als einer reichen Stadt in der Oberlausitz. Zeugnisse barocken Glanzes und großer Gelehrsamkeit, eindrückliche Monumente religiöser Innerlichkeit und ein lustvolles Traumbild aus der Zeit des Umbruchs zwischen Mittelalter und Neuzeit laden zusammen mit vielen weiteren Schätzen zu faszinierenden Entdeckungen ein. Im Sommerhalbjahr gehört auch der Klosterhof als stimmiges Freilichtmuseum zur barocken Begräbniskunst zu den ebenso geheimnisvollen wie schönen musealen Zielen.
Quelle: Broschüre „Zittauer Stadtansichten“, 2/10, S.4-8