Die Oberlausitz gehört mit zu den spannendsten Regionen in Deutschland. Geprägt von wechselvoller Geschichte, weist sie in außergewöhnlicher Weise eine Reihe architektonischer und kultureller Eigenheiten vor. Diese breit gefächert darzustellen, hat sich der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund auf die Fahne geschrieben. Besucher dürfen dabei weitaus mehr erwarten, als klassische Ausstellungsrundgänge.

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Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund: Geschichte wird zum Erlebnis

Trotz aufregender Geschichte und den zahlreich vorhandenen Ausstellungsstücken ist es nicht immer leicht, kleinere Museen am Leben zu erhalten. Um Schließungen bzw. Abstriche zu vermeiden, haben sich in Ostsachsen mehrere museale Einrichtungen in einem Verbund zusammengetan. Seit dem 1. Januar 1999 gehören das Schloss Krobnitz, das Dorfmuseum Markersdorf, das Ackerbürgermuseum Reichenbach sowie das Granitmuseum bei Königshain zur Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH. Ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Oberlausitzer Museumslandschaft war vollzogen. Die zentrale Leitung ermöglicht es heute, die Arbeit der einzelnen Einrichtungen optimal koordinieren. Aktionen können besser abgestimmt, dazu das Personal hausübergreifend eingesetzt werden. Gerade hier, wo sächsische und preußische Geschichte in einmaliger Weise verschmilzt, gelingt es den Mitarbeitern um Dr. Steffen Menzel hervorragend, Kultur und Historie der benachbarten Königreiche erlebbar dazustellen. Ihr Hauptaugenmerk gilt in diesem Zusammenhang weniger städtischem, sondern eher dem ländlichen Leben sowie der Pflanzen- und Tierwelt unserer Region. An allen 4 Standorten können sich die Gäste auf gewissenhaft zusammengestellte Exponate sowie viele Sonderausstellungen, Veranstaltungen und museumspädagogische Angebote freuen.

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Schloss Krobnitz: Wo Sachsen am preußischsten ist

Schloss Krobnitz

Schloss Krobnitz

Seinen Hauptsitz hat der Museumsverbund im Schloss Krobnitz. An dessen Stelle, rund 5 Kilometer nordwestlich von Reichenbach, ist bereits 1592 ein Rittergut nachweisbar. Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete die Familie von Uechtritz hier ein barockes Herrenhaus und legte unmittelbar dahinter einen Park an. Die Bezeichnung Schloss verdiente das Hauptgebäude jedoch erst, nachdem der preußische Kriegsminister Graf Albrecht von Roon 1871 das Areal erwarb. Er ließ es zu seinem Altersruhesitz umbauen. Kein Wunder also, dass die Fassade des Schlosses an das Berliner Kriegsministerium erinnert. In den DDR-Jahren verfiel das Grundstück zusehends. Bis 2005 sanierte es die Stadt Reichenbach. Heute zieht es als Museum und Veranstaltungszentrum wieder Tausende Besucher an. Im Schloss können diese eine Dauerausstellung über das Wirken des Feldmarschalls von Roon, eine zur Geschichte des Gutes Krobnitz sowie aktuell eine Sonderausstellung anlässlich des 200. Geburtstages Otto von Bismarcks besichtigen. Ebenfalls beliebt sind museumspädagogische Angebote wie: „Die Welt der Schokolade“, „Ein Stück Preußen in Sachsen“ und speziell für Kinder der Besuch bei der Knusperhexe.

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Dorfmuseum Markersdorf: Zeitreise in ein fast vergessenes Bauerleben

Dorfmuseum Markersdorf

Dorfmuseum Markersdorf

Da der Besitzer unverheiratet und kinderlos starb, vermachte die letzte Magd den kleinen Markersdorfer Vierseitenhof zum 1. Januar 1987 dem damaligen Rat des Kreises Görlitz. Die Bedingung: Aus dem Gehöft sollte ein Museum werden. Ihr Wille geschah. 1992 übergaben Restauratoren der Öffentlichkeit ein komplett eingerichtetes Dorfmuseum. Sie gestalteten alle Wohn- und Wirtschaftsräume nach echtem Vorbild so, dass sie an die Zeit um 1915 erinnern. Beim Betreten des Hofes machen Besucher unwillkürlich eine Zeitreise. Es ist, als wäre der Bauer mit seinem Gesinde gerade bei der Feldarbeit. Jeden Monat könnte das Tor aufgehen und er käme mit Pferd und Wagen hereingefahren. Selbst lebende Tiere dürfen auf dem Museumshof nicht fehlen. Ebenso gibt es einen Bauerngarten, eine Streuobstwiese und etwas abseits eine original ausgestattete alte Dorfschule. Das Bauernmuseum bietet auf dem Gelände eine Reihe Veranstaltungen an. Besonders auch für junge Leute, die sich hier aktiv mit landwirtschaftlichen Arbeiten sowie Bräuchen vertraut machen können. Für urige Feiern steht außerdem die 250 Jahre alte Scheune zur freien Verfügung.

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Ackerbürgermuseum Reichenbach: So lebte man in einem Landstädtchen

Das kleinste Objekt im Verbund ist das Ackerbürgermuseum in Reichenbach. Trotz geringer Größe zeigt es in unverwechselbarer Art das bürgerlich, bäuerliche Leben der Menschen in einem Landstädtchen der Oberlausitz. Dazu wurde das bescheidene aus dem 17. Jahrhundert stammende Haus auf der Görlitzer Straße originalgetreu im Stil um 1900 eingerichtet. Sein gesamtes Ambiente ist Spiegelbild des Alltags einfacher Leute. Nach harter Arbeit in Fabrik, Handel oder Gewerbe betrieben sie zur Aufbesserung des kargen Lohnes noch ein Stück Landwirtschaft. Gestaltet mit viel Liebe zum Detail, sind nicht nur im Erdgeschoss des Museums, sondern auch im Hof Ausstellungen zu finden. Besucher bekommen beispielsweise die Werkstatt eines Glasdrückers zu sehen. An Aktionstagen heizen Mitarbeiter sogar den Schmelzofen an und sogen so für ein Aha-Erlebnis der besonderen Art. In einem Nebengebäude sind zudem diverse Imkereigeräte ausgestellt. Wer den Hofgarten in der warmen Jahreszeit betritt, wird viele Blumen, verschiedenen Gemüsesorten und Kräuter entdecken. Es sind typische Pflanzungen jener Zeit, die den Speisezettel ein wenig aufbesserten. Sonderausstellungen sind jeweils im Obergeschoss des Vorderhauses zu sehen.

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Granitabbaumuseum: Wenn Steine Geschichten erzählen

Thadenbruch Königshainer Berge. Foto: Oberlausitzerin64

Thadenbruch Königshainer Berge. Foto: Oberlausitzerin64

Mitten in den Königshainer Bergen liegt das Granitabbaumuseum des Verbundes. Größtenteils unter freiem Himmel gelegen, gewährt es Interessenten einen Einblick in die schwere Arbeit von Steinbrucharbeitern. Zwischen 1844 und 1975 brachen sie an der sogenannten Firstensteingruppe Granit. Daraus formten sie Steine, die bisweilen gewisse „Berühmtheit“ erlangten. Man verwendete sie unter anderem beim Bau des Görlitzer Neißeviaduktes, des Neuen Leuchtturmes auf Kap Arkona und des Berliner Reichstagsgebäudes. Eine Dauerausstellung im ehemaligen Sozial- und Verwaltungstrakt veranschaulicht den Werdegang des Steins vom Bruch zum Endprodukt. Darüber hinaus bekommen die Gäste Informationen über die Geologie der Königshainer Berge. Im weitläufigen Außengelände sind alte Gleisanlagen, Transportloren, Steinmetzbuden und Maschinen zur Steinbearbeitung ausgestellt. Der Rundgang auf dem Natur- und Steinbruchlehrpfad führt durch das gesamte Abbaugebiet. Zusätzlich informiert er über die Flora und Fauna des Landschaftsschutzgebietes. Auch im Granitabbaumuseum werden pädagogische Angebote unterbreitet. Dazu gehören ein geologischer Ausflug sowie die Erzählungen eines Steinbrucharbeiters. Und hoch her geht es immer dann, wenn Wildschwein Wilhelm mit seinen Freunden ein wildes Fest ausrichtet.

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Öffnungszeiten:

Schloss Krobnitz:
Januar bis März: Dienstag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr
Ab April: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

Dorfmuseum Markersdorf:
Mai bis Oktober: Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr
November bis April: Dienstag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr

Ackerbürgermuseum Reichenbach:
Dienstag bis Sonntag 13 bis 17 Uhr

Granitabbaumuseum:
Ostern bis 31. Oktober: Dienstag bis Freitag 10 bis 14:30 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr

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