Tischler sein ist ein Privileg. Er arbeitet mit dem vielseitigsten Naturprodukt, das Menschen seit alters her kennen und lieben: mit Holz. Echte Tischler können daraus die schönsten Dinge erschaffen. Sie sind Handwerker und Künstler zugleich. Gerade das macht sie einzigartig und lässt die Sparte optimistisch in die Zukunft blicken.
A. Krenz
Tradition und Moderne gehen Hand in Hand
Obwohl Tischler den Begriff Tradition mit vollem Recht an ihre Fahne heften, hat sich ihr Handwerk mehr und mehr in einen anspruchsvollen, hochmodernen Beruf gewandelt. Von Haus aus spezialisiert auf die Bearbeitung und Oberflächenbehandlung von Holz, fertigen sie heute alles, was in Kombination mit anderen Werkstoffen hergestellt werden kann. Von Möbeln bis hin zu Bauelementen reicht die Palette, wobei die Anforderungen unterschiedlicher nicht sein können. Einerseits muss ein Tischler über handwerkliches Geschick verfügen, andererseits ist er angehalten, innovativ und mit Kunstverstand ans Werk zu gehen. Zudem haben in seiner Werkstatt längst moderne Techniken und Computer Einzug gehalten. Begriffe wie CAD (rechnergestütztes Konstruieren) und CNC (computerkontrollierte Maschinen) sind ihm kein Fremdwort mehr. Bei all dem macht es keinen Unterschied, wie man diese vielseitigen Holzgesellen nennt: Tischler oder Schreiner – es ist derselbe Beruf. In unserer Gegend, in Nord- und Westdeutschland sowie Österreich und Südtirol sagen die Leute Tischler in anderen Regionen Schreiner. Letztere Bezeichnung leitet sich vom Wort Schrein ab, das so viel wie Kiste, Truhe oder Schrank bedeutet. Die grobe Unterteilung in Bau-, Möbel- und Modelltischlerei, gilt noch. Die Sparten gehen allerdings, von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, oft nahtlos ineinander über.
Hobel und Leim sollen nur des Tischlers sein
Das Handwerk des Tischlers ist im Grunde so alt wie die Menschheit. Schon in der Steinzeit arbeiteten Homo sapiens und Neandertaler mit Holz. Sie bauten Waffen und schnitzten daraus bisweilen kleine Figuren. Immer größer wurden die Erfahrungen, immer mehr Produkte stellten Handwerker aus diesem scheinbar endlos zur Verfügung stehenden Rohstoff her. Die eigentliche Profession des Tischlers schälte sich jedoch erst im 14. Jahrhundert, mit der Abspaltung von den Zimmerleuten, heraus. Eine eigene Berufsgruppe entstand, die schon früh in sogenannten Tischlerzünften zusammenkam. In der Oberlausitz, wie in ganz Sachsen, hießen diese Vereinigungen indes nicht Zunft, sondern Innung. Innerhalb dieser gab es strenge Regeln und nur deren Mitgliedern war es gestattet, einen Hobel als Werkzeug und Leim als Verbindungsmittel zu verwenden. Ausschließlich deren Meister und Gesellen durften Fenster, Türen, Möbel sowie Särge bauen. Innungen hatten außerdem das Recht, Lehrlinge auszubilden. Zum Leidwesen der Alteingesessenen lösten sich mittelalterliche Handwerksstrukturen in der Neuzeit Schritt für Schritt auf. Bereits im 17./18. Jahrhundert unterhielten Fürsten, das Militär sowie die Kirche eigene Tischlereien. Freie Gesellen zogen umher und bescherten den Innungen billige Konkurrenz. Hauptsächlich im fortschrittlichen Preußen machten es gelockerte Zunftrechte Anfang des 19. Jahrhunderts möglich, mehr als 2 Gesellen pro Meiser zu beschäftigen. Die ersten Möbelmanufakturen entstanden und Eisenbahnen schufen schnelle Handelswege. Örtliche Tischlereien waren gezwungen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Viele schwenkten in den Bereich Bautischlerei bzw. fanden ihre Nischen im individuellen Möbelbau und dem Fertigen von Ladeneinrichtungen.
Mit solider Ausbildung in eine sichere Zukunft
Wer das Handwerk des Tischlers erlernt und mit Herzblut bei der Sache ist, hat ein sicheres Ticket Richtung Zukunft in der Tasche. Er kann sich glücklich schätzen, denn sein Berufsabschluss, sein Wissen und Können, wird sowohl in Deutschland als in der ganzen Welt hoch anerkannt. Ausbildungsplätze finden Mädchen wie Jungen in unserer Region quasi vor der Haustür. Voraussetzungen sind ein guter Schulabschluss, handwerkliches Geschick, Formgefühl sowie konstruktives Denken. Die Lehre dauert 3 Jahre. Sie beginnt entweder in einem Ausbildungsbetrieb mit begleitendem theoretischen Unterricht oder mit einem Berufsgrundschuljahr in Vollzeit. Diese Azubis suchen sich erst für das 2. und 3. Jahr eine Lehrtischlerei. Schwerpunktmäßig im 1. aber auch im 2. Ausbildungsjahr lernen die jungen Leute alles, was zum Grundzeug eines Tischlers gehört. Dazu kommen Kurse zur Bedienung computergesteuerter Maschinen und zur Anwendung von CAD-Programmen. Eine umfassende, solide Ausbildung gewährleistet, dass die Lehrlinge im 3. Jahr eingenständig in der Lange sind, Projekte zu bearbeiten. Nach bestandener Prüfung stehen den Gesellen zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Das kann der Besuch einer Fach- bzw. Meisterschule oder das Studium an einer Hochschule, Universität bzw. Berufsakademie sein.
Hochwertige Tischlerarbeit ist gefragt
Trotz zunehmender Automatisierung und Zentralisierung geben sich Tischlereibetriebe und deren Innungen optimistisch. Der nachwachsende und vielseitig einsetzbare Werkstoff Holz stellt auf der einen Seite ein Massenprodukt dar, verlangt auf der anderen Seite aber ein gehöriges Maß Individualität. Viele Kunden verlangen heute qualitativ hochwertige Tischlerarbeit. Sie möchten speziell gestaltete Einrichtungsgegenstände, energetisch optimierte sowie einbruchssichere Fenster und Türen. Die überwiegende Anzahl der Meisterbetriebe sieht ihre Tätigkeitsschwerpunkte deshalb im objektspezifischen Möbel- und Innenausbau sowie in der Restauration. Die Oberlausitzer Umgebindelandschaft bietet in dieser Hinsicht ideale Tätigkeitsfelder. Die Möbelindustrie und die zahlreich entstandenen Montagebetriebe sind dabei als Konkurrenten weniger gefürchtet. Vielmehr kooperieren kleinere Werkstätten objektbezogen oft mit größeren Betrieben, um Kundenwünsche besser und schneller zu erfüllen. Wenn, dann bereiten wegbrechende Aufträge bzw. die schwer einzudämmende Schwarzarbeit den Tischlern zuweilen Kopfschmerzen. Von einer Krise kann deswegen aber keine Rede sein. Das uralte Tischlerhandwerk hat Bestand und ernährt ´den Mann´ mit sicherer Hand!